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Die Völker der europäischen Mitte haben die Aufgabe, aus der Freiheit der Seele heraus bis in das 4. Jahrtausend alles dasjenige zu ziehen, was der Mensch aus der Freiheit seiner Seele bewusst erschaffen kann. Dazu muss aber allerdings die äußere materielle Wirklichkeit geistig-spirituell durchdrungen werden.
R. Steiner (GA 182, S. 99)
Vieles von dem, was in Mitteleuropa als Bewußtsein vorhanden ist, hängt damit zusammen, daß der Boden, auf dem dieses Heilige Römische Reich deutscher Nation begründet wurde, von allen Seiten fortwährend zum Kriegsschauplatz für die sich streitenden Völkerschaften ausersehen wurde. Seinen besonderen Ausdruck fand das im 17. Jahrhundert im Dreißigjährigen Krieg, in welchem Mitteleuropa durch die Schuld der umliegenden Völker bis zu einem Drittel seiner Bewohner verlor, indem wirklich die Völker Mitteleuropas von der Peripherie her zerfleischt worden sind. Dies sind geschichtliche Tatsachen, die man einfach ins Auge fassen muss.
R. Steiner (GA 173, S. 183)
In Mitteleuropa kann überhaupt nur immer ein kleiner Teil der Menschheit sich heraufringen zu einem gewissen Bewusstsein, sozusagen in einer gewissen Weise erlebt, dass jetzt das Ich eintreten soll in die Bewusstseinsseele. Wir sehen, wie das in einer gewissen geistigen Höhe erreicht werden soll. Wir sehen es in jener merkwürdigen Kulturhöhe des Goetheschen Zeitalters, in der ein Fichte gewirkt hat, wir sehen, wie sich da das Ich vordrücken will zur Bewusstseinsseele herein. Aber wir sehen, wie die ganze Goethe-Kultur etwas bleibt, was im Grunde genommen nur bei ganz wenigen lebt.
R. Steiner (GA 204, S. 191)
Gerade da in Mitteleuropa war dieses Eigentümliche, dass man im Grunde genommen eine Stammeskultur hatte. Was da in den Stammeseigentümlichkeiten lebt, das bleibt ja unberührt von dem, was nun eigentlich erreicht wird von den repräsentativen Trägern der Nationen. Man hat doch, sagen wir, in dem Gebiete, das man Deutschland nennt, so etwas erreicht, wie den Goetheanismus mit alledem, was dazugehört. Aber das ist ja nur von wenigen intellektuellen Menschen erreicht worden, davon ist die große Masse der Menschen gar nicht berührt. Die große Masse der Menschen bleibt ungefähr auf dem Standpunkte, der eingenommen worden ist in Mitteleuropa etwa um das Jahr 300 oder 400 nach Christus.
R. Steiner (GA 204, S. 194)
Der Mensch in der Mitte ist (eben) eingeklemmt zwischen Osten und Westen. Der Osten, der einstmals eine hohe Geisteskultur hatte, ist in der Dekadenz. Der Westen, in dem sich ankündigt eine spätere hohe Geisteskultur, ist heute noch ganz in der Materie befangen. Eine Kultur, in der sich, ich möchte sagen, diese zwei Dinge ausgleichen, hat sich in der Mitte gebildet. Diesem Menschen der Mitte ist daher auch die Mission zuerteilt, dasjenige, was er zunächst durch seine besonderen Fähigkeiten erlangt hat für den Menschen zwischen Geburt und Tod, durch unmittelbare Erkenntnis zu erweitern für den Menschen als geistig-seelisches Wesen neben dem physisch-leiblichen Wesen, aber zu erweitern dadurch, dass unmittelbar aus diesem zur Mysterienweisheit wiederum aufgestiegen wird. Dann erhebt sich der Mensch durch Ausbildung derselben Fähigkeiten, durch die er das Geistig-Seelische gerettet hat für das physisch-leibliche Dasein, durch klares Denken, das sich aber entwickelt zu Imagination, Inspiration, Intuition, wiederum in die geistige Welt hinein, die durchlebt wird in dem Leben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt.
R. Steiner (GA 197, S. 158f)
Wir in Mitteleuropa haben die Aufgabe, dem Westen, der es „nur“ zu der Entwickelung des Leibes und der Seele, und dem Osten, der es nur zur Entwickelung des Geistes und der Seele bringen kann, wir in Mitteleuropa haben die Aufgabe, der Menschheit zu zeigen, wie die Entwickelung durch Leib, Seele und Geist geht. Wir haben wiederum aufzurichten jenes Reich des Geistes, das untergraben worden ist 869 n.Chr. auf dem 8. ökumenischen Konzil zu Konstantinopel. Sonst geht mit dem Geiste der Menschheit auch die Seele verloren, und sie wird zum lebenden Leichnam auf dieser Erde, da die Erde weiterhin keine Lebenskraft mehr geben könnte. Daher das beständige Suchen nach dem Geiste, daher die Notwendigkeit einer wirklichen Weltanschauung der Freiheit. Nicht jener Freiheit, die mit dem schwärzesten Reaktionärismus verbunden sein kann, sondern jener Freiheit, die herausgeboren wird aus dem Geiste des modernen Menschen.
Rudolf Steiner (GA 192, S. 242)
Dadurch, dass in Mitteleuropa das Ich das maßgebende ist, findet wirklich eine Art Herabschweben des Volksgeistes statt, dann ein Wiederzurückgehen, dann wieder ein Herunterschweben, wieder ein Zurückgehen, da finden Wiederholungen statt. Und so haben wir in der Zeit ungefähr, in der die wunderbare Sagenwelt des Parzival, des Gral entstanden ist, ein solches Heruntersteigen des Volksgeistes, ein Sich-Vereinigen mit den einzelnen Seelen, ein Wiederzurückgehen und ein nächstes Herunterschweben ungefähr zwischen den Jahren 1750 und 1830. Da wird am tiefsten ergriffen dasjenige, was in Mitteleuropa lebt, von dem, was mitteleuropäischer Volksgeist ist. Seither ist wiederum ein Zurückgehen des Volksgeistes. Die in der Zeit zwischen 1750 und 1830 lebenden Philosophen wurzeln ganz im Volksgeiste.
Rudolf Steiner (GA 159, S. 185f)
Es wird nur ein Anlauf genommen, den deutschen Charakter zu einem eminenten Volkscharakter auszubilden, aber das wird nur eine Weile gemacht. Nachdem einiges hierin getan ist, steigt der Volksgeist wiederum zurück, hinauf, um wiederum bloß auf das Seelische zu wirken. Die Blütezeit des deutschen Geisteslebens fällt in die Zeit, wo der Volksgeist am tiefsten heruntergestiegen war. Selbstverständlich bleibt der Volksgeist seinem Volke. Aber er hält sich jetzt wieder in geistigen Höhen auf. Es werden wieder Zeiten kommen, wo er heruntersteigt, es werden wieder Zeiten kommen, wo er hinaufsteigt. Das Hin- und Herschwingen ist das Eigentümliche des deutschen Volksgeistes.
R. Steiner (GA 157, S. 224f)