Wahrheit


Einführende Videos von Axel Burkart und mit Hans Bonneval

Wahrheit alleine siegt, befreit und heilt – Geisteswissenschaft TV – YouTube
Hans Bonneval: Wahrheit heilt! Aufklärung braucht spirituelle Hintergründe – YouTube

Der Begriff Wahrheit

Eine Aussage oder Erkenntnis nennen wir wahr, wenn sie mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Sie stellt eine Wahrheit dar:

Bedingung: Die Wahrnehmung der Wirklichkeit muss korrekt sein. Denn wenn wir schon falsch wahrnehmen, können wir keine Wahrheit finden bzw. können sie nicht überprüfen.

Wahrheit ist immer universell, niemals individuell und gilt für jeden Menschen gleich, ist für alle und auch prinzipiell nachvollziehbar. Wahrheit ist niemals „individuell“, das heißt nur für einen Menschen gültig. Es gibt also keine „persönlichen Wahrheiten“. Wahrheit ist – wie man in der Wissenschaft sagt – „per Definition“ immer universell. Universelle Wahrheit sind für jeden Menschen gültig, im Gegensatz zu „persönlichen Wahrheiten“, die es nicht gibt. Letztere sind persönliche Meinungen und persönliche Ansichten.

Wahrheit findet zunächst nur im Denken des Menschen statt. Es geht darum, ob denkerische Aussagen, unser Weltbild, mit der Wirklichkeit übereinstimmen, das heißt möglicherweise ein korrektes Abbild der Wirklichkeit im Denken sind.

Zunächst gilt der Begriff der Wahrheit nur für das Denken und die kognitiven Urteile (aus dem Denken, wahr-unwahr), nicht für emotionale, ästhetische Urteile (aus dem Fühlen, Sympathie-Antipathie, schön-hässlich) und moralische Urteile (aus dem Wollen und Handeln, gut-schlecht/böse).

Werkzeuge zur Wahrheitsprüfung sind die drei Seelenkräfte: das Denken, das Fühlen und das Wollen.

Unser Weltbild und unsere Glaubenssätze haben uns konditioniert und bestimmen unser Leben und bestimmen, ob wir geistig frei oder unfrei sind.

Wenn wir zur Erkenntnis kommen, dass unser Weltbild und Glaubenssätze falsch waren, müssen wir sie korrigieren.

Quellen:

Mit einem Satz das Leben ändern, Axel Burkart,
ISBN 978-3-424-15201-2
„Freiheit – Die Schule des Heiligen Geistes“, Lehrgang Akademie Zukunft Mensch und Holiversität

Glaube vs Tatsachen

Was wir glauben, ist unsere persönliche Angelegenheit.

Überpersönlich ist das, was durch die Welt der Tatsachen zu uns spricht. Dem haben wir uns zu fügen, dem haben wir nachzugehen.

Rudolf Steiner (GA 54, S. 256)

Die notwendige Gesinnung für Tatsachen

Eignen wir uns nicht in der physischen Welt eine Gesinnung für Tatsächlichkeiten an, so werden wir sie nicht finden können für die geistige Welt.

Deshalb sind wir in die physische Welt hereingestellt, wo wir angewiesen sind, die Übereinstimmung unserer Vorstellung mit der Objektivität zu suchen, damit wir dieses uns aneignen, damit dieses eine Gewohnheit werde, und wir dieses hineintragen können in die geistige Welt.

Rudolf Steiner (GA 170, S. 236)

Das Erkennen der Wahrheit gibt uns Lebenskraft

Die Menschheit braucht fortwährend Wahrheiten, die nicht zu jeder Zeit vollständig verstanden werden können. Wahrheiten in sich aufnehmen, bedeutet nämlich nicht nur etwas für die Erkenntnis, sondern Wahrheiten als solche enthalten Lebenskraft.

Und indem wir uns mit der Wahrheit durchdringen, durchdringen wir uns in unserem Seelischen mit einem Element der Welt, wie wir uns durchdringen müssen in unserem Leiblichen fortwährend mit der von außen aufgenommenen Luft, damit wir leben können.

Das ist der Grund, warum in den religiösen Urkunden tiefe Wahrheiten ausgesprochen werden, aber in solcher Form, dass die Menschen sie oftmals ihrer eigentlichen inneren Bedeutung nach erst viel später erkennen können, als sie geoffenbart werden.

Rudolf Steiner (GA 155, S. 195)

Durch Selbsterkenntnis wird die Wahrheit allgemein (universell) und ist für alle dieselbe

Jeder hat seine eigene Wahrheit: weil jeder ein individuelles, besonderes Wesen neben und mit anderen ist.

Diese anderen Wesen wirken auf ihn durch seine Organe. Von dem individuellen Standpunkt aus, auf den er gestellt ist, und je nach der Beschaffenheit seines Wahrnehmungsvermögens bildet er sich im Verkehr mit den Dingen seine eigene Wahrheit. Er gewinnt sein Verhältnis zu den Dingen.

Tritt er dann in die Selbsterkenntnis ein, lernt er sein Verhältnis zu sich selbst kennen, dann löst sich seine besondere Wahrheit in die allgemeine Wahrheit auf; diese allgemeine Wahrheit ist in allen dieselbige.

Rudolf Steiner (GA 7, S. 34)

Wahrheit und Wissenschaft

Wissenschaft bzw. die wissenschaftliche Methode der Denk- und Arbeitsweise besteht aus der Abfolge dreier Schritte:

  1. die exakte Beobachtung
  2. die exakte Logik mit Thesen- und Theoriebildung
  3. das Experiment zur praktischen Bestätigung der These, Überprüfung von Aussage und Wirklichkeit

Wie kommt der Wissenschaftler zu einer Erkenntnis?

Der Wissenschaftler geht vom Sinnlichen aus, von der Wahrnehmung, der Beobachtung, den Phänomenen, den Erscheinungen und sucht das Übersinnliche dahinter, die Naturkräfte und deren Naturgesetze.

Das Geheimnis der Wissenschaft besteht darin, dass wir mit ihr die geistige Realität erkennen können!

Wir erkennen also nicht die Materie, das Äußere, denn das sehen wir ja. Wir erkennen das Geistige! Es gibt also Gesetze im Universum. Das muss man sich als Wissenschaftler einmal vor Augen halten.

Wissenschaft erhebt den Anspruch, dass wir selber denken sollen, dass wir vor allem selber prüfen sollen. Das war die große Revolution der „Neuzeit“, wie wir die Zeit ab dem 15. Jahrhundert nennen.

Aus der Wissenschaft entwickelte sich die Technik mit all unseren technischen Errungenschaften.

Mit der Wissenschaft ist eine Erkenntnisfähigkeit im Inneren des Menschen entstanden, die Eigenständigkeit im Denken, die geistige Unabhängigkeit von äußeren Instanzen. Die Konsequenz davon ist, dass wir selber entscheiden und in die Eigenverantwortung kommen müssen.

  • Die Wissenschaft sucht also das Übersinnliche. Sie ist eine gesetzmäßige Methode unseres Geistes.
  • Sie dient der Wahrheitsfindung und der Wissensbildung. Wahrheit und Wissen unterscheiden sich: Eine Wahrheit muss noch kein Wissen sein. Erst mit dem Beweis wird aus dem Glauben eine Gewissheit und damit aus der Aussage ein Wissen.
  • Die Wissenschaft besteht aus den oben genannten drei Schritten. Das Denken spielt bei der Wissenschaft eine zentrale Rolle wie auch das Beweisen im dritten Schritt ein ganz entscheidender Faktor ist.

Gibt es ein Wahrheitsgefühl?

Was tun wir dort, wo wir nicht im Praktischen mit einem Experiment eine Aussage auf Wahrheit überprüfen können? Da haben wir dann nämlich nur zwei Werkzeuge zur Wahrheitsprüfung, nämlich: das Denken und das Fühlen

Das Wahrheitsgefühl ist neben dem klaren, bewussten, reinen Denken und dem Wollen, dem Tun, ebenfalls ein wichtiges Werkzeug der Wahrheitsprüfung. Wir müssen es aber schulen.

Gerade dann, wenn eine Wahrheit für uns unangenehm oder schmerzvoll ist und wir etwas nicht wahrhaben wollen, dann werden wir uns selbst betrügen in unserem Fühlen durch die Sympathie anstatt des Wahrheitsgefühls oder uns auch durch Antipathie in unserem Pessimismus fälschlicherweise bestätigen.

Wir müssen also auf der Ebene unseres Fühlens Sympathie und Antipathie in uns wahrnehmen und erkennen können, was wieder nur über das Denken und unser Wollen geht.

Wir müssen uns selber darin schulen, auf unser Gefühl zu achten und dabei ein neutrales Gefühl der Sicherheit von einem Gefühl der Sympathie oder Antipathie zu unterscheiden.

Das Wahrheitsgefühl kann nie individuell sein, denn es muss sich immer auf eine universelle Wahrheit beziehen und darf daher niemals persönlich sein.

Körperlich kann man das Wahrheitsgefühl im Brustbereich, in der Herzgegend wahrnehmen, etwa als angenehme Wärme, tiefe innere Ruhe, als Sicherheit und Gewissheit, dass eine Aussage wahr ist. Ist eine Aussage aber unwahr, wird ein unangenehmes, schmerzhaftes Zusammenziehen in dieser Körpergegend beschrieben.

Ehrfurcht vor dem Wissen und der Wahrheit

Die Geisteswissenschaft muss verlangen Ehrfurcht vor dem Wissen, ein Bewusstsein davon, dass man erst etwas wissen muss, ehe man urteilt.

Das ist etwas, was man vor allen Dingen heute den Menschen wünschen möchte: dass nicht geurteilt wird, bevor gewusst wird. Es ist eines der furchtbarsten Übel der Gegenwart, dass geurteilt wird, ohne zu wissen.

Es ist dasjenige, was die Erzeugnisse der Gegenwartskultur so furchtbar macht, weil man ihnen überall ansieht, dass sie genau das Gegenteil von dem atmen, was Ehrfurcht vor dem wirklichen Wissen ist, was Ehrfurcht vor der Wahrheit ist.

Ehrfurcht vor der Wahrheit, Ehrfurcht vor dem Wissen, das sollten wir uns aneignen. Ich sage: Ehrfurcht vor dem Wissen, ich sage selbstverständlich nicht: Ehrfurcht vor der wissenschaftlichen Autorität – damit die Dinge nicht entstellt werden –, sondern vor dem Wissen, vor allem vor seinem eigenen Wissen. Das muss man sich erst angeeignet haben; dann kann man auch vor dem eigenen Wissen Ehrfurcht haben.

Rudolf Steiner (GA 162, S. 68)

Vom Wissen zur Weisheit gelangen

Weisheit ist nicht bloß Wissenschaft, doch muss sie die Wissenschaft in sich haben: sie ist ins Leben übergetretene Wissenschaft, die in jedem Augenblick zu Entschluss und Tat werden kann. Wer bloß die Gesetze kennt, ist Wissenschafter. Wer in jedem Augenblick das Wissen so anzuwenden versteht, dass etwas daraus werden kann, ist weise. Weisheit ist fruchtbar gewordene Wissenschaft. Wir müssen vergessen, woher wir die Gesetze gewannen, und uns mit ihnen durchdringen, dass sie in uns eine Kraft werden.

Im Weisen werden die Gesetze so, dass sie sich loslösen vom Einzelnen, dass sie leben in Ewigkeit. Dazu gehört aber das, was man Imagination, bildliche Vorstellung nennt. Abstrakte Gedanken und Begriffe können Wissenschaft sein, aber nicht Weisheit.

Rudolf Steiner (GA 55, S. 151)

Der Hass gegen die Wahrheit

Das ist es aber, was Sie haben müssen: Starkes Bewusstsein der Wahrheit, sich nicht entmutigen lassen, weil die Wahrheit heute (1923) am meisten gehasst wird.

Wenn Sie irgendeinen sektiererischen Irrtum verbreiten wollten, so würden Sie es leicht haben, man würde dann keine Ängstlichkeit Ihnen gegenüber haben.

Aber gerade wenn Sie die Wahrheit verbreiten wollen, dann spüren die Menschen das, und da werden Sie die stärksten Widerstände finden.

Rudolf Steiner (GA 345, S. 16)