Gerechtigkeit
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Gerechtigkeit üben wir, wenn wir die Kräfte entfalten, durch die wir mit dem ganzen Kosmos, aber in geistiger Beziehung, zusammenhängen.
Die Gerechtigkeit stellt das Mass dazu dar, wie ein Mensch mit dem Göttlichen zusammenhängt.
Die Ungerechtigkeit ist, praktisch, gleich dem Gottlosen, gleich dem, der seinen göttlichen Ursprung verloren hat, und wir lästern den Gott, von dem wir abstammen, wenn wir irgendeinem Menschen Unrecht tun. So haben wir zwei Tugenden, die Gerechtigkeit und die Weisheit, die uns zurückweisen auf das, was wir in früheren Zeiten, in anderen Inkarnationen waren, in den Zeiten, als wir selbst noch im Götterschoße gewesen sind.
Rudolf Steiner (GA 159, S. 23)
«Man kann der göttlichen Gerechtigkeit nicht entgehen»
Wenn man heutzutage darüber spricht, Gerechtigkeit auszuüben, ist man sich bewusst, dass man mit ihr nicht nur eine nützliche, sondern auch eine notwendige Tugend und einen großen Edelmut ausübt.
Alle Versuche, welche die Menschen machen, um die Unordnungen und Verbrechen zu beheben, die durch Ungerechtigkeit entstanden sind, können als echter Fortschritt angesehen werden. Aber in Wirklichkeit ist die Gerechtigkeit, die auf Erden herrscht, von Natur aus sehr unvollkommen, und sie wird unvollkommen bleiben, egal was man macht. Warum? Weil es eine materialistische Gerechtigkeit ist.
Jemand klagt vor Gericht, dass sein Nachbar ihm ein paar Meter Land weggenommen oder ihn im Streit geschlagen habe; und er zeigt seine blauen Flecken. Da er materielle Beweise geben kann, nimmt das Gericht natürlich seine Klage an. Aber nehmen wir den Fall eines anderen, der jemandem bewusst schlechte Ratschläge gegeben hat: Mit großem Geschick und hinterlistigen Worten hat er ihn veranlasst, Entscheidungen zu treffen, die gegen seine Interessen gingen und ihn schließlich ruiniert haben. Es gibt Menschen, di in diesem Bereich ein wahres Ass sind. Materiell gesehen kann man ihnen nichts vorwerfen, und wenn ihr Opfer den Fall vor den Richter bringt und zu ihm sagt: »Der Mann hat mein Vertrauen in ihn ausgenutzt, um mich zu vernichten; ich habe seinen Rat befolgt, weil ich von seiner Aufrichtigkeit überzeugt war, und jetzt habe ich meinen Reichtum und meinen guten Ruf verloren…«, wird der Richter darauf antworten, dass sein Fall im Strafgesetzbuch nicht vorgesehen ist und dass er nichts für ihn tun kann.
Wie viele Menschen, die wissen, dass kein menschliches Gericht ihre bösen Absichten, Lügen und nicht gehaltenen Versprechungen bestrafen wird, sind listig genug, sich in ihren äußeren Handlungen tadellos zu zeigen, um nicht gefasst zu werden! Es gibt Tausende von Möglichkeiten, schlecht zu handeln, ohne unter den Hammer des Richters zu fallen. Solange die Richter keine Möglichkeit haben, die subtilen Ebenen zu untersuchen, um die Absichten zu entdecken, können sie nicht gerecht urteilen. Sie müssten Hellseher sein, aber wahre Hellseher sind noch schwerer zu finden als gute Richter! Man hört oft Diskussionen darüber, wie Diebe, Entführer und Mörder bestraft werden sollten… aber die größten Verbrecher laufen in Wirklichkeit frei umher.
Wenn Staatsoberhäupter sich leichtfertig entscheiden, einen Krieg auszulösen, durch den Tausende von unschuldigen Menschen niedergemetzelt werden, oder wenn Wirtschaftsleute Ratschläge geben, die ganze Völker in Hungersnot bringen: Gibt es dafür ein Gericht, das sie verurteilt…? Oder wenn es manchen im rechten Moment gelingt, ein paar Artikel in die Zeitungen zu setzen, die das Leben eines Mannes oder einer Frau und deren Familie zerstört, dann werden die meisten dieser Fälle nicht nur nicht bestraft, sondern als Information angesehen!
Wenn ihr bei eurem Nachbarn eine Fensterscheibe eingeschlagen oder sein Fahrrad gestohlen habt, dann setzt sich die Justiz sofort in Bewegung. Aber wenn jemand durch eure Texte, eure Worte oder euer Beispiel den Glauben, die Hoffnung und die Liebe verloren hat, wenn ihr ihn zu Ausschweifungen, Aufstand oder Verzweiflung geführt habt, lässt euch die Justiz in Ruhe.
Oder noch schlimmer: Wenn ihr ein Philosoph oder ein Schriftsteller seid, können sie euch dafür sogar mit einem Preis auszeichnen! So waltet heutzutage die Gerechtigkeit auf der Erde: Bestraft werden diejenigen, die es wagen, den materiellen Besitz anzurühren. Aber diejenigen, die das zerstören, was das Beste und Wertvollste in den anderen ist, das macht nichts, das ist nicht schlimm, die lässt man in Ruhe. Die Seele zählt nicht, der Geist zählt nicht!
Und welche Gerechtigkeit gibt es bei den Zuständen, die man auf der ganzen Welt sieht? Die Unfähigen, die Egoisten und die Bösen haben Geld, Macht und alle möglichen materiellen Vorteile, mit denen sie weiterhin schaden können, während andere, die die besten Qualitäten haben, begrenzt, schikaniert und verfolgt werden. Manche gehen sogar bis zu dem Punkt, wo sie sich sagen: »Wenn Gott existieren würde, würde er solche Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten nicht dulden.« Andere aber, die trotz allem ihren Glauben noch behalten haben, stellen sich unaufhörlich Fragen und quälen sich. Nun, die müssen wissen, dass es auf ihre Fragen eine Antwort gibt. Und diese Antwort lautet, dass es ein Gesetz gibt: das Gesetz über Ursache und Wirkung, das eines der grundlegendsten Gesetze der Schöpfung ist. Jede Tat, jede Handlung und jedes Ereignis zieht Konsequenzen nach sich, und jede Tat, jede Handlung, jedes Ereignis ist selbst die Konsequenz einer Ursache.
Ursache und Folge sind untrennbar miteinander verbunden. Aber die Dauer eines irdischen Lebens ist zu kurz, um das riesige Spiel von Ursachen und Folgen beobachten zu können. Wenn wir viel länger leben würden, würden wir die Folgen von bestimmten Ursachen sehen und feststellen, dass die Schuldigen schließlich bestraft und die Guten belohnt werden, denn wenn dies nicht sofort geschieht, wird es unweigerlich eines Tages geschehen.
Es ist nur die Kürze eines Menschenlebens, die uns daran hindert, die Folgen gewisser Ursachen zu erkennen; ebenso sehen wir heute Tatsachen, die die Folgen von Ursachen sind, die weit vor unseren jetzigen Leben liegen und die wir folglich nicht kennen. Auf diese Weise befinden wir uns im Laufe eines einzelnen Erdenlebens in Situationen, die einerseits Ursachen und andererseits Folgen sind, was wir nicht auseinanderhalten können.
Omraam Mikhaël Aïvanhov (aus «Das Gesetz der Gerechtigkeit und das Gesetz der Liebe», Buchreihe Izvor, Band 314, 314 – Das Gesetz der Gerechtigkeit und das Gesetz der Liebe (prosveta.de)
Hoffnung, Glaube, Liebe
Hoffnung
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Nichts kann geschehen auf dem äußeren physischen Plan ohne die Hoffnung. Daher hängen auch die Hoffnungskräfte mit der letzten Hülle unseres menschlichen Wesens zusammen, mit unserem physischen Leib.
Was die Glaubenskräfte für den Astralleib, die Liebekräfte für den Ätherleib sind, das sind die Hoffnungskräfte für den physischen Leib. Daher ist ein Mensch, der nicht hoffen könnte, ein Mensch, der verzweifeln müsste an demjenigen, was er voraussetzen muss für die Zukunft, er würde so durch die Welt gehen, dass das an seinem physischen Leibe wohl bemerkbar ist. Die Hoffnung baut unseren physischen Leib auf.
Nichts so sehr als die Hoffnungslosigkeit drückt sich aus in den groben Furchen, in den ertötenden Kräften unseres physischen Leibes. Wir können sagen: Unser zentraler Wesenskern ist umhüllt von dem Glaubens- oder Astralleib, von dem Liebe- oder Ätherleib und von dem Hoffnungsleib, dem physischen Leib.
Rudolf Steiner (GA 130, S. 176)
Glaube
Es kommt gar nicht darauf an, ob wir glauben wollen oder nicht, sondern darauf, dass wir die Kräfte, die das Wort «Glaube» ausdrückt, als Lebenskräfte der Seele (Astralleib) haben müssen, dass die Seele verdorrt, verödet und vereinsamt, wenn sie nichts glauben kann.
(….) Nicht: Ich glaube, was ich nicht weiss – sondern: Ich glaube das, was ich weiss, eben erst recht.
Das Wissen ist nur die Grundlage des Glaubens. Wir sollen wissen, damit wir uns immer mehr zu den Kräften erheben können, die die Glaubenskräfte der menschlichen Seele sind. Wir müssen in unserer Seele haben, was auf eine übersinnliche Welt hinblicken kann, was Hinlenkung aller unserer Gedanken und Vorstellungen auf eine übersinnliche Welt ist.
Rudolf Steiner (GA 130, S. 173)
Glaube nichts, weil ein Weiser es gesagt hat. Glaube nichts, weil alle es glauben. Glaube nichts, weil es geschrieben steht. Glaube nichts, weil es als heilig gilt. Glaube nichts, weil ein anderer es glaubt. Glaube nur das, was Du selbst als wahr erkannt hast.
Gautama Buddha
Liebe

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Liebe ist nicht nur etwas, was die Menschen durch entsprechende Bande zusammenhält, sondern etwas, was auch der einzelne Mensch braucht. Der Mensch, der keine Liebekraft entwickeln kann, verödet und verdorrt auch in seinem Wesen.
Die Liebekraft ist eine Lebenskraft, die etwas, was noch tiefer in unserem Wesen ruht, entfacht und wach und lebendig erhält, eine noch tiefere Kraft als selbst der Glaube.
So wie wir eingebettet sind in einen Glaubensleib, den wir auch von anderen Gesichtspunkten aus den Astralleib nennen, so sind wir eingebettet in einen Liebeleib, den wir von anderen Gesichtspunkten aus in der Geisteswissenschaft benennen gelernt haben den ätherischen oder Lebensleib.
Rudolf Steiner (GA 130, S. 174)
Es ist ein wahres Wort: die Liebe ist das höchste Gut. Aber sie kann auch die unheilvollsten Folgen haben. Im alltäglichen Leben sieht man das, und ich erzähle hier ein Beispiel, das erlebt ist. Eine Mutter hat ihr Töchterchen sehr geliebt, und aus Liebe hat sie ihm alles hingehen lassen, was es auch getan hat. Sie hat es nie bestraft, hat ihm jede Laune erfüllt. Eine Giftmischerin ist das Töchterchen geworden, und aus Liebe ist es dies geworden. Liebe muss mit Weisheit gepaart sein, sie muss eine erleuchtete Liebe werden, dann erst kann sie wahrhaft gut wirken.
Rudolf Steiner (GA 127, S. 187 f.)
Demut, Bescheidenheit

Demut, Bescheidenheit zusammen mit Selbstgefühl
Was wir noch werden können, vermögen wir nur zu ahnen, denn sonst wären wir es schon. Fähigkeiten, immer höher zu steigen, müssen wir uns zuschreiben. – So müssen wir aber scheu und ehrfürchtig in die Zukunft blicken; müssen uns sagen, wenn wir auch heute schon dieses oder jenes erkennen können, in der Lage sind, schon heute, dieses oder jenes zu erleben in der Welt: Mit den größeren Fähigkeiten, die wir erlangen können, werden wir noch vieles andere erleben und erkennen können.
Wie unmöglich ist es demjenigen, der einen solchen Gedanken, wie er jetzt ausgesprochen worden ist, in seine Seele schreibt, wie unmöglich ist es ihm, sich zu sagen: Ich kann heute darüber entscheiden, was wahr oder falsch ist, ich kann letztlich richten über das Wahre oder Falsche. – Einzig und allein geziemt es ihm zu sagen: Wenn ich heute schon entscheiden könnte, dann wäre es unmöglich, daß noch höhere Fähigkeiten in Zukunft in mir auftreten könnten. – Das aber in Gesinnung umgesetzt, gibt uns in jedem Augenblick unserer Entwickelung die große Bescheidenheit, die wahre, würdevolle Demut, die wir brauchen, um wahrhaft Mensch zu sein. So wandelt sich die Erkenntnis von Reinkarnation um in eine Empfindung, eine Charaktereigenschaft: in würdevolle Demut, in wahre Bescheidenheit.
Die Kraft, die wir haben, sollten wir trotz der Demut und Bescheidenheit anwenden. So stellt sich neben die Demut und Bescheidenheit ein berechtigtes menschliches Selbstgefühl hin, das direkt aus unserem Durchdrungensein mit dem Göttlich-Geistigen fließt und das uns sagt: Zwar wird unsere Erkenntnis erst vollkommen sein, wenn wir eine hohe Stufe erreicht haben, aber gerade dadurch können wir sie vollkommen machen, daß wir schon heute unserer Menschen-würde uns bewusst werden und schon heute unsere Kraft anwenden. – So wird unser Charakter etwas bekommen, was man mit einer Waage vergleichen kann. Wir können auf die Waagschale legen auf der einen Seite Demut, Bescheidenheit, auf der anderen Seite berechtigtes Selbstgefühl, Kühnheit im Urteilen, und können sagen: Eine Stufe in der Erkenntnis, im Selbstbewusstsein haben wir erlangt. – Kurz, wir werden finden, daß immer, wenn Sie es nur versuchen in Ihre Gefühle einzuführen, was Geisteswissenschaft lehrt, die Lehren oder Theorien der Geisteswissenschaft sich in unserer Seele umwandeln, weil sie Gedanken der göttlichen Geister enthalten, sich umwandeln in unserer Seele in unseren Charakter, unser Wollen, unser Fühlen.
Rudolf Steiner (GA 125, S. 18 ff.)
Demut vorbereiten vor dem Geisterland
Die Wesenheiten der höheren Hierarchien haben die Weisheit in sich, wie wir die physischen Stoffe in uns haben. Und es ist durchaus gerechtfertigt, wenn Demut dasjenige ist, was als moralische Folge über uns kommt; wenn wir uns recht vor Augen führen, welch einen geringen Teil der erhabenen Weisheit dieser Wesen wir bis jetzt im physischen Leben in uns aufgenommen haben.
Zwischen Tod und neuer Geburt werden wir in den Schoss dieser Wesenheiten der höheren Hierarchien hineingebettet, wir müssen uns ihnen hingeben. Dies nicht wollen, hieße dasselbe, wie wenn wir leben wollten, ohne die physischen Stoffe Wasserstoff, Sauerstoff und so weiter in uns aufzunehmen. Absurd wäre es, leben zu wollen ohne volle Hingabe an die Wesenheiten der höheren Hierarchien.
Rudolf Steiner (GA 127, S. 79)
Humor
Es wird notwendig sein, dass die Menschheit auf dem Wege zur Geistigkeit sich einen gewissen Humor beilegt..
Deshalb ist das erste, was notwendig ist auf dem Wege zu einer gewissen höheren Erkenntnis, das Nüchtern werden, das Hinwegsehen können über all dasjenige, was mit dem Egoismus zusammenhängt.
Rudolf Steiner (GA199, S. 90)
Die Seele dem Humor frei und offen zu halten, ist ein gutes Mittel, das Ernste in wirklichem Ernst zu nehmen. Sonst verunreinigt man sich, verlügt sich das Ernste durch die Sentimentalität, und die Sentimentalität ist der ärgste Feind des wirklichen Ernstes für die ernsten Dinge des Lebens.
Rudolf Steiner (GA164, S. 81
Will man weiterkommen gerade auf dem Gebiete geistiger Weltanschauung, dann ist eine Grundforderung diese, dass man nicht das Lachen verlernt über dasjenige, worüber in der Welt gelacht werden muss, wenn man es richtig beurteilt.
Rudolf Steiner (GA169, S. 124)
Das Wesen des Humors ist Empfindsamkeit, ein warmes, zartes Mitgefühl für alle Formen des Daseins. Wenn die Empfindsamkeit nicht gereift und gereinigt wird durch Humor, geht sie leicht irre, wird krankhaft, unwahr, mit einem Wort, sie artet in Sentimentalität aus.
Thomas Carlyle (1795 – 1881)
Der Humor entspringt aus dem Gemüte, es hat also der ganze Mensch, der religiöse und sittliche, der denkende und empfindende Mensch daran Anteil.
Christian Oeser (1791 – 1850)