Die Gesetze des Denkens kennen lernen


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Denken ist Macht – nicht Wissen. (youtube.com)

Unser großes Problem im Persönlichen und in der Gesellschaft ist, dass wir nicht aktiv denken bzw. nicht genug aktiv denken. Wir lassen uns lieber denken, weil es bequemer ist. Die Folgen sind Vorurteile, Dogmen und Herrschaft öffentlicher Meinungen über uns.

Wer sich scheut, aktiv zu denken, ist bequem im Denken. Für viele ist es einfach bequemer, Aussagen zu übernehmen. Und das tun wir, wenn wir im Glauben stecken bleiben. Man geht in diesen Fällen nicht in den Willen und die Tat und überprüft nicht.

Zweierlei ist heute nötig, wenn man ein Urteil fällen will:
erstens, daß das Urteil auf Grundlage einer richtigen logischen Methode aufgebaut ist – die Rechnungsmethode ist auch eine logische Methode -, zweitens, daß aber auch das Urteil aufgebaut ist auf eine sachgemäße Einsicht in die Wirklichkeit.


Wirklichkeitsgemäß und logikgemäß muss ein Urteil sein. Das erstere vergisst man heute gewöhnlich, daher spielen in unserem gewöhnlichen wissenschaftlichen Leben die bloß logisch richtigen Urteile eine so große Rolle, die aber unter Umständen gar keine Anwendung auf die Wirklichkeit haben.

Darauf kommt es der Geistesströmung an, als deren Repräsentant dieses Goetheanum dasteht: nicht nur logisch richtige Anschauungen zu haben, die dann auch zu Irrtümern führen können, sondern wirklichkeitsgemäße Anschauungen zu haben, solche, die wirklich eine Brücke schlagen zwischen dem, was im Menschen lebt als Weltanschauung, und dem, was sich draußen entwickelt als Wirklichkeit, denn solche wirklichkeitsgemäßen Anschauungen sind allein für das Leben zu gebrauchen. An solchen wirklichkeitsgemäßen Anschauungen kann allein unser so sehr in das Chaos hineintreibendes gegenwärtiges Leben wieder gesunden.

Rudolf Steiner (GA 73a, S. 47)

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Warum fast JEDER Mensch BESESSEN ist | Axel Burkart

Es wird ja häufig der Begriff des Schlafens und des Aufwachens benutzt. Was heisst das in Bezug auf das Denken?

Wir denken alle, aber auf verschiedene Art und Weise. Wir sollten aber selber bewusst und klar denken und dadurch erkennen. Erkennen ist eine Art Aufwachen, ist immer Erleuchtung. Jede Erkenntnis ist eine kleine Erleuchtung, weil dies Licht in unserem Geist schafft.

Jede Erkenntnis ist ein Licht, ist Erleuchtung, und je höher die Erkenntnis geht, geht sie in eine höhere Erleuchtung hinein. Und es ist ja so dass in dem Moment, wo wir etwas erkennen, sagen,  mir ist ein Licht aufgegangen. Das was vorher dunkel war im Unbewussten, wird jetzt klar. Das heisst Bewusstsein.

Also ist es wichtig, bewusst zu erkennen und nicht nur wahrzunehmen, sondern bewusst zu erkennen.  Ich werde mir meiner Erkenntnis bewusst; das ist die nächste Ebene, und da beginnt eigentlich die Beobachtung des eigenen Denkens, da beginnt echte Erkenntniswissenschaft.

Wir beobachten uns selber und stellen fest, dass ich ja der Schöpfer meiner Gedanken bin, aber solange ich mich nicht selber beobachte, mein eigenes Denken nicht beobachte, bin ich nicht bewusst und dann bin resp. werde ich immer noch von anderen von aussen gedacht.

Wenn wir das aber nicht tun können, wenn wir nicht in diesem Zustand des vollen Bewusstseins sind, dann befinden wir uns in einem herabgedämpften Bewusstsein, wo wir von ahrimanischen  Geistern, geistigen Widersacherkräften, im Denken besetzt werden können. Wir denken dann nicht selber aktiv, sondern wir lassen uns von aussen denken und werden dadurch manipulierbar.

Astrale und mentale Besessenheit durch Kontrollverluste im Denken

Da haben Sie das Mass von Unfreiheit, in dem derjenige lebt, der unter dem Eindruck der Suggestion steht. Ein klein wenig hat sich gegenüber dem Mittelalter geändert.

Im Mittelalter redete man, wenn etwas anderes aus dem Menschen sprach als das, was er selbst war, von Besessenheit. Heute lacht man über die Besessenheit und betrachtet sie als eine Art Erkrankung. Diese Form der Besessenheit, wie sie im Mittelalter auftrat, ist in der letzten Zeit etwas zurückgetreten. Sie tritt nur noch in einzelnen Kreisen auf.

Dafür aber ist eine andere Form von Besessenheit, von wirklicher, echter Besessenheit, viel verbreitet. Die mittelalterliche Besessenheit ist eine astrale Besessenheit, die heutige ist eine mentale Besessenheit. Im Mittelalter waren die Menschen besessen von Wesenheiten, die sich, wenn man sie in der Geistesforschung untersucht, auf dem astralen Plan befanden.

Die Wesenheiten aber, welche heute in den Gelehrten stecken und von denen sie besessen sind, sind auf dem mentalen Plane, auf dem Devachanplan. Sie äußern sich in der Welt, die man als die allein wirkliche betrachtet, nur als Gedanken, und man spricht ihnen daher auch nur ein Gedankendasein zu.

Genau ebenso wie die Welt der Gefühle, der Empfindungen, Leidenschaften, Triebe und Begierden des Menschen nicht bloßer Ausfluss eines körperlichen Daseins ist, sondern etwas Selbständiges, Wahres, Wirkliches für sich, so ist auch die Gedankenwelt eine Wirklichkeit für sich.

Rudolf Steiner (GA 96, S. 76)

Video (aus der Psychologie)

Ist es Narzissmus oder ungeschulte Denke?

Diese Selbsterkenntnis ist nicht so etwas ganz Leichtes, denn sie setzt voraus, daß wir wirklich in die Lage kommen, gleichsam aus uns herauszukriechen und auf unsere eigene Wesenheit zu schauen, wie wenn sie eine ganz fremde Wesenheit wäre. Stellen Sie sich das gar nicht so besonders leicht vor. Es ist verhältnismäßig leicht für den Menschen, über Seeleneigenschaften, die er
sich im Leben angeeignet hat, Klarheit zu gewinnen. Aber viel schwerer ist es, über die ja bis in die Leiblichkeit hinunterwirkende Beschaffenheit des Temperamentes vollständige Klarheit zu gewinnen.

Was den Menschen da an einer wirklichen Selbsterkenntnis hindert, das ist das, dass sich die meisten Menschen immer in ihren Urteilen Recht geben. Es ist ein allgemeiner egoistischer Hang, sich selbst in bezug auf alles, was man über die Welt urteilt, immer Recht zu geben. Man braucht das zunächst nicht scharf abzukanzeln und zu kritisieren, denn es ist eine ganz natürliche Eigenschaft des Menschen. Man kann sogar sagen: Wohin würde der Mensch im gewöhnlichen Leben kommen, wenn er nicht diese Sicherheit hätte, die natürlich eine einseitige Sicherheit sein muss, sozusagen sich auf sich selber zu stellen? Aber wenn er sich so fest auf sich selber stellt, dann nimmt er sich in diesen Standpunkt hinein alles mit, was in seinem Temperamente liegt. Das Loskommen von seinem Temperament ist etwas außerordentlich Schwieriges, und man muss alle Selbsterziehung aufwenden, um zu lernen, sich selbst objektiv gegenüberzustehen.

Rudolf Steiner (GA 119, Seite 177)