Die Dekadenz des Denkens in unserer heutigen Zeit -Ausbildung im geistreichen Denken, Fühlen und Wollen statt nur im einseitigen Intellekt – Rudolf Steiner über Denkverbote


Video

Darum brauchen wir ein neues Denken! Rudolf Steiner Experte – Hans Bonneval deckt auf…
Gedenken und Gedanken 1925 – 2025 | Anthroposophie | Rudolf Steiner | Geistige Welt

Die Dekadenz des Denkens in unserer heutigen Zeit

Im Laufe des 19. Jahrhunderts und bis in unsere Tage herein war der große Fortschritt auf dem äußeren materiellen Gebiete verbunden mit einem Zurückgehen der Denkkraft, des klaren sicheren Denkens.

Wo Wissenschaft getrieben wird, ist insbesondere das klare, und namentlich das sichere, das inhalterfüllte Denken zurückgegangen. Und da der Autoritätsglaube, trotzdem es die Menschen nicht glauben, in keiner Zeit so stark ist wie in unserer Zeit, so hat sich mitgeteilt die Trostlosigkeit in Bezug auf die Denksicherheit auch den weitesten Kreisen, dem ganzen populären Denken.

Rudolf Steiner (GA 165, S. 101f.)

Ausbildung im geistreichen Denken, Fühlen und Wollen statt nur im einseitigen Intellekt

Der Intellekt ist das Geistigste zunächst in uns; wenn wir ihn aber einseitig entwickeln, Gefühl und Wille nicht mit ihm, dann entwickeln wir immer den Hang, materialistisch zu denken.

Während in uns selbst der Intellekt das Geistigste ist während des physischen Erdenlebens, hat dieser Intellekt in uns den Drang nach dem Materialismus hin. Wir dürfen namentlich nicht glauben, dass, wenn wir den Intellekt entwickeln, wir auch das Geistige im Menschen entwickeln.

So paradox das klingt, so ist es doch wahr: wir entwickeln nur im Menschen die Anlage, das Materielle zu begreifen dadurch, dass wir seinen Intellekt entwickeln. Erst dadurch, dass wir geschmackvoll in ästhetischer Weise sein Gemüt, sein Gefühlsleben entwickeln, erst dadurch weisen wir den Intellekt des Menschen auf das Seelische hin.

Und erst dadurch, dass wir Willenserziehung treiben, selbst wenn diese Willenserziehung getrieben wird an äußerer Handfertigkeit, legen wir in den Menschen die Grundlage zum Hinordnen des Intellekts nach dem Geiste. Wenn so wenige Menschen heute einen Hang haben, den Intellekt nach dem Geiste hinzulenken, so beruht das darauf, dass der Wille so falsch erzogen wurde während der Kinderjahre.

Wodurch lernen wir aber als Lehrer, den Willen in der richtigen Weise zu erziehen? Ich habe schon letzthin darauf aufmerksam gemacht: Wir lernen es dadurch, dass wir das Kind vor allen Dingen sich betätigen lassen in der Kunst; dass wir möglichst früh Musik, Zeichnerisches, Malerisches nicht nur anhören und anschauen lassen das Kind, sondern, soweit es möglich ist, mittun lassen.

Neben dem bloßen Lese- und Schreibunterricht – ja schon Lese- und Schreibunterricht müssen aus dem Künstlerischen, das Schreiben aus dem Zeichnerischen und dergleichen sich heraus entwickeln –, neben all dem muss die Pflege des einfach elementaren Künstlerischen womöglich früh in der Erziehung auftreten, sonst bekommen wir willensschwache Menschen. Dazu kann dann kommen die Hinlenkung des jugendlichen Menschen auf dasjenige, was er arbeiten muss im späteren Lebensalter.

Rudolf Steiner (GA 297, S.60f )

Ohne Willen zu einem freien reinen Denken und Erkennen kein freies moralisches Handeln

Video

Der holiverselle Blick 4-Methoden der Manipulation – Geisteswissenschaft TV

Wir können von Freiheit des Menschen sprechen, wenn wir von jenen Handlungen des Menschen sprechen, die aus seinem freien Denken heraus gestaltet werden, wo der Mensch durch eine moralische Selbsterziehung dazu kommt, dass ihn die Instinkte, die Triebe, die Emotionen, sein Temperament nicht beeinflussen zu einer Handlung, sondern allein die hingebungsvolle Liebe zu einer Handlung. In dieser hingebungsvollen Liebe zu einer Handlung kann sich entwickeln, was aus der idealen Stärke des reinen sittlichen Gedankens hervorgeht. Das ist eine wirklich freie Handlung. 

Rudolf Steiner (GA 79, Seite 128)

Nicht der Erkennende allein, nicht der Handelnde allein sondern der aus Erkenntnis Handelnde, nicht der blind Handelnde, nicht der nur denkende Theoretiker, sondern der aus Erkenntnis Handelnde, das ist der freie Mensch. Und da beginnt die Liebe, es gibt keine Liebe ohne Freiheit und keine Freiheit ohne Wahrheit und keine Wahrheit ohne denken.

Axel Burkart (höre Video oben)

Das Wesen des Christentums ermöglicht es jedem Menschen, sich einen individuellen schöpferischen Geist zu erringen

Videos

Die heutige Weltlage gibt die größte Chance, den Geist selber hervorzubringen #vortrag #motivation
Vom Gedankenvirus zur Schöpferkraft – Denkrevolution beginnen

Rudolf Steiner über Denkverbote (1916/1917)

Video

Jürgen Plich liest Rudolf Steiner: Über Denkverbote (1916/17) (youtube.com)

Es wird nicht lange dauern nach dem Jahre 2000, da wird die Menschheit Sonderbares zu erleben haben, Dinge, die sich heute nur langsam vorbereiten.

Man kann sagen: Die Gegenwart hat es noch recht gut gegenüber dem, was da kommen wird, wenn die westliche Entwickelung immer mehr und mehr ihre Blüten treibt.

Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles Denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken.

Es werden Gesetze erlassen werden, auf denen nicht direkt stehen wird: Das Denken ist verboten, aber die die Wirkung haben werden, dass alles individuelle Denken ausgeschaltet wird.

Dagegen ist das Leben heute immerhin nicht gar so unangenehm. Denn wenn man nicht über eine gewisse Grenze hinausgeht, so darf man ja heute noch denken, nicht wahr?

Rudolf Steiner (GA 167, S. 97ff)

Man soll sich nur nichts vormachen. Man steht vor einer ganz bestimmten Bewegung. Wie damals auf jenem Konzil in Konstantinopel der Geist abgeschafft worden ist, das heißt wie man dogmatisch bestimmt hat: Der Mensch besteht nur aus Leib und Seele, von einem Geist zu sprechen ist ketzerisch -, so wird man anstreben, die Seele abzuschaffen, das Seelenleben.

Und die Zeit wird kommen, vielleicht gar nicht in so ferner Zukunft, wo noch ganz andere Tendenzen auftreten werden, wo man sagen wird: Es ist schon krankhaft beim Menschen, wenn er überhaupt an Geist und Seele denkt. Man wird es als ein Krankheitssymptom ansehen, wenn der Mensch sich so entwickelt, dass er auf den Begriff kommen kann: Es gibt einen Geist oder eine Seele. – Und man wird finden – da können Sie ganz sicher sein – das entsprechende Arzneimittel, durch das man wirken wird.

Damals schaffte man den Geist ab. Die Seele wird man abschaffen durch ein Arzneimittel. Man wird aus einer «gesunden Anschauung» heraus einen Impfstoff finden, durch den der Organismus so bearbeitet wird in möglichst früher Jugend, möglichst gleich bei der Geburt, dass dieser menschliche Leib nicht zu dem Gedanken kommt: Es gibt eine Seele und einen Geist.

So scharf werden sich die beiden Weltanschauungsströmungen gegenübertreten. Die eine wird nachzudenken haben, wie Begriffe und Vorstellungen auszubilden sind, damit sie der realen Wirklichkeit, der Geist- und Seelenwirklichkeit gewachsen sind. Die andern, die Nachfolger der heutigen Materialisten, werden den Impfstoff suchen, der den Körper «gesund» macht, das heisst so macht, dass dieser Körper durch seine Konstitution nicht mehr von solch albernen Dingen redet wie von Seele und Geist, sondern «gesund » redet von den Kräften, die in Maschinen und Chemie leben, die im Weltennebel Planeten und Sonnen konstituieren. Das wird man durch körperliche Prozeduren herbeiführen. Den materialistischen Medizinern wird man es übergeben, die Seelen auszutreiben aus der Menschheit.

Rudolf Steiner (GA 177, S. 96ff)