
Videos






Die Liebe und ihre Bedeutung in der Welt
Denken wir uns beispielsweise, dass wir arbeiten und dadurch verdienen. Das kann aber auch anders sein, nämlich so, dass wir arbeiten und keine Freude daran haben, weil wir nicht um Lohn arbeiten, sondern um Schulden zu zahlen. Wir können uns vorstellen, dass der Mensch schon dasjenige verbraucht hat, was er nun durch die Arbeit verdient. Lieber hätte er es, wenn er keine Schulden hätte, so aber muss er arbeiten zum Zahlen seiner Schulden.
Dieses Beispiel wollen wir nun übertragen auf unsere allgemeine menschliche Handlung: Alles, was wir aus Liebe tun, stellt sich so heraus, dass wir damit Schulden bezahlen! Okkult gesehen bringt alles, was aus Liebe geschieht, keinen Lohn, sondern ist Ersatzleistung für bereits verbrauchtes Gut. Die einzigen Handlungen, von denen wir in der Zukunft nichts haben, sind diejenigen, die wir aus echter, wahrer Liebe tun. Man könnte erschrecken über diese Wahrheit. Zum Glück wissen die Menschen in ihrem Oberbewusstsein nichts davon. In ihrem Unterbewusstsein aber wissen es alle Menschen, darum tun sie so ungern die Taten der Liebe. Das ist der Grund, warum so wenig Liebe in der Welt ist. Die Menschen fühlen instinktiv, dass sie von den Taten der Liebe für die Zukunft nichts haben für ihr Ich. Eine Seele muss schon weit vorgeschritten sein in ihrer Entwickelung, wenn sie Gefallen hat an Handlungen der Liebe, von denen sie selbst nichts hat. Der Impuls dazu ist nicht stark in der Menschheit; aber aus dem Okkultismus heraus kann man doch auch starke Impulse für Taten der Liebe gewinnen.
Wir haben für unseren Egoismus nichts von Taten der Liebe, aber die Welt hat davon um so mehr. Der Okkultismus sagt: Die Liebe ist für die Welt dasjenige, was die Sonne für das äußere Leben ist. Es würden keine Seelen mehr gedeihen können, wenn die Liebe weg wäre von der Welt. Die Liebe ist die moralische Sonne der Welt. Wäre es für einen Menschen, der Wohlgefallen, Interesse hat an dem Blumenwachstum einer Wiese, nicht absurd, wenn er wünschen würde, dass die Sonne verschwinde aus der Welt? Ins Moralische übertragen heisst das: Man muss Interesse haben daran, dass eine gesunde Entwickelung sich durchringt in den Menschheitszusammenhängen. Weise ist es, wenn wir so viel Liebe wie möglich über die Erde ausgestreut haben. Einzig weise ist es, wenn wir die Liebe fördern auf der Erde.
Rudolf Steiner (GA 143, S. 206 f.)
Liebe und Mitgefühl
Man kann sagen, dass mit dem übersinnlichen Bewusstsein die Menschenseele in der geistigen Welt aufwacht; man muss aber ebenso sagen, dass in der Liebe das Geistige innerhalb der Sinneswelt aufwacht.
Wo Liebe, wo Mitgefühl sich regen im Leben, vernimmt man den Zauberhauch des die Sinneswelt durchdringenden Geistes.
Deshalb kann niemals die richtig entwickelte Hellsichtigkeit das Mitgefühl, die Liebe abstumpfen. Je richtiger die Seele sich in die geistigen Welten einlebt, desto mehr empfindet sie die Lieblosigkeit, den Mangel an Mitgefühl als eine Verleugnung des Geistes selbst.
Rudolf Steiner (GA 17, S. 59)
Die Mission unserer Erde
Nun aber war, wie wir immer mehr begreifen werden, der Erde,
welche in ihrer Entwicklung drei frühere Stufen durchgemacht hatte
als (alter) Saturn, (alte) Sonne und (alter) Mond, eine ganz besondere Mission vorbehalten. Glauben Sie nicht, dass man die Planetenzustände so nebeneinander betrachten kann, dass ein Planet dem anderen gleichwertig sei.
Von einer bloßen Wiederholung des schon einmal Dagewesenen kann
in der göttlichen Schöpfung nicht die Rede sein. Jedes Planetendasein
hat eine ganz bestimmte Aufgabe.
Unsere Erde hat die Mission, dass die Wesen, die sich auf ihr entwickeln sollen, das Element der Liebe bis zur höchsten Entfaltung auszubilden haben. Liebe soll die Erde ganz und gar durchdringen, wenn die Erde am Ende ihrer Entwickelung angekommen ist. – Machen wir uns klar, was das heißt: Die Erde ist der planetarische Zustand für die Entwickelung der Liebe.
Rudolf Steiner (GA 103, S. 46f.)
Keine Liebe ohne volles Selbstbewusstsein und Selbständigkeit
Was gehört denn dazu, dass ein Wesen ein anderes lieben kann? Dazu ist nötig, dass dieses Wesen sein volles Selbstbewusstsein habe, ganz selbständig sei.
Kein Wesen kann ein anderes im vollen Sinne lieben, wenn diese Liebe nicht eine freie Gabe ist gegenüber dem anderen Wesen.
Nur ein Wesen, das selbständig ist, das losgeschnürt ist von dem anderen Wesen, kann dieses lieben. Dazu musste der Mensch zu einem Ich-Wesen werden. Das Ich musste der dreifachen menschlichen Leiblichkeit eingepflanzt werden, damit die Erde ihre Mission der Liebe durch den Menschen ausführen kann.
Rudolf Steiner (GA 103, S. 55f.)
Wahre Liebe ist vergeistigt
Mit Bezug auf die Liebe unterliegt der Mensch im allereminentesten Sinne einer großen Täuschung und bedarf noch mehr der Korrektur als mit Bezug auf die gewöhnlichen Gefühlssympathien und Antipathien.
Denn, so sonderbar das klingt für das gewöhnliche Bewusstsein, es ist durchaus wahr, dass die Liebe, die sich von einem Menschen zum anderen geltend macht, wenn sie nicht vergeistigt ist – im gewöhnlichen Leben ist ja die Liebe nur im seltensten Maße vergeistigt, und ich rede jetzt nicht etwa bloss von geschlechtlicher oder auf geschlechtlicher Unterlage ruhender Liebe, sondern überhaupt von der Liebe von Mensch zu Mensch -, dass diese nicht vergeistigte Liebe eigentlich nicht die Liebe als solche, sondern das Bild ist, das man sich von ihr macht, dass sie zumeist nichts weiter ist als eine furchtbare Illusion.
Denn die Liebe, die ein Mensch zum andern zu entwickeln glaubt, ist – so wie die Menschen einmal sind im Leben – zumeist nichts anderes als Selbstliebe.
Rudolf Steiner (GA 186, S. 98)
Wahre Liebe durch Erkenntnis
Wahr ist das Wort, das Leonardo da Vinci gesagt hat: Die große Liebe ist die Tochter der großen Erkenntnis. Und wer nicht erkennen will, der lernt auch nicht im wirklichen Sinne lieben.
Rudolf Steiner (GA 141, S. 171)
Notwendiger Egoismus und Liebe
Der Mensch musste während der Erdentwicklung notwendig eingepflanzt erhalten den Egoismus. Ohne den Egoismus hätte der Mensch seine Erdenaufgabe nicht vollziehen können, denn diese besteht ja gerade darin, aus dem Egoismus heraus sich zur Liebe zu entwickeln und durch die Liebe den Egoismus zu adeln, zu überwinden, zu vergeistigen.
Am Ende der Erdenentwickelung wird der Mensch von der Liebe durchdrungen sein. Er kann aber nur in Freiheit zu dieser Liebe sich hinentwickeln dadurch, dass seinem Wesen von Anfang an der Egoismus eingepflanzt war.
Rudolf Steiner (GA 137, S. 16)
Ätherleib und Liebe
Die Kräfte, die zunächst aus den Tiefen unseres Wesens heraufwirken zu uns aus unserem Ätherleib, sind die Kräfte, die sich dadurch ausdrücken, dass der Mensch lieben kann, lieben auf allen Stufen seines Daseins.
Das Zusammenschrumpfen der Liebeskräfte ist dasselbe, was wir nennen können das Zusammenschrumpfen der Kräfte des Ätherleibes, denn der Ätherleib ist zugleich der Liebesleib.
Rudolf Steiner (GA 130, S. 174f.)
Die Bedeutung der Liebe für die Toten
Im Allgemeinen hat die verstorbene Seele eine sehr deutliche Wahrnehmung, eine sehr deutliche Empfindung von dem Hass in der lebenden Seele,gleichsam, wenn ich mich eines Bildes bedienen darf: der Tote sieht den Hass.
Ein solcher Hass bedeutet nämlich für den Toten ein Hindernis für die guten Absichten in seiner geistigen Entwickelung, ein Hindernis, das etwa verglichen werden kann mit Hindernissen, die wir für die Erreichung eines äußeren Ziels auf Erden haben finden können.
Und jetzt begreifen wir, warum in der Seele, die ein wenig mit sich selbst zu Rate geht, sogar der im Leben berechtigte Hass erstirbt: weil sie Scham empfindet, wenn der gehasste Mensch gestorben ist.
Die Liebe aber oder auch nur die Sympathie, die wir dem Toten entgegenbringen, die ist dem Toten tatsächlich eine Erleichterung auf seinem Wege, die schafft ihm Hindernisse hinweg.
Rudolf Steiner (GA 140, S. 328f )
Wechselverhältnis von Sozialem und Antisozialem
Video mit Dr.med. Thomas Külken:

Das Wechselverhältnis von Sozialem und Antisozialem zu studieren, das ist gerade für unsere Tage außerordentlich bedeutsam.
Es liegt in der Entwickelung unseres Zeitraums, dass dieses Antisoziale gerade zum Wichtigsten gehört, was sich Geltung verschaffen soll, und sich in uns selber zu entwickeln hat.
Dieses Antisoziale kann nur in einem gewissen Gleichgewicht gehalten werden von dem Sozialen; aber das Soziale muss gepflegt werden, muss bewusst gepflegt werden.
Und es wird in unserem Zeitalter in der Tat immer schwieriger und schwieriger, weil das andere, das Antisoziale, eigentlich das Natürliche ist. Das Soziale ist das Notwendige, das muss gepflegt werden.
Und man wird sehen, dass in diesem fünften nachatlantischen Zeitraum (Germanisch-Angelsächsische Kultur 1413 n. Chr. – 3573 n. Chr.) eine Tendenz vorhanden ist, das Soziale gerade außer acht zu lassen, wenn man sich bloss sich selbst überlässt, wenn man nicht aktiv eingreift, wenn man nicht mittut in Seelentätigkeit.
Was notwendig ist und was sehr bewusst erworben werden muss, während es früher instinktiv sich im Menschen geltend machte, das ist gerade das Interesse von Mensch zu Mensch.
Rudolf Steiner (GA 186, S. 167)
Die beiden Seiten des menschlichen Ichs: Verhärtung in der Ichsucht, im Egoismus oder innere Selbständigkeit und Freiheit zur Liebe
Wenn jetzt schon wiederholt davon gesprochen worden ist, dass unsere sieben Kulturstufen ihr Ende finden werden durch den Krieg aller gegen alle, so müssen wir uns einen solchen Krieg aller gegen alle eigentlich ganz anders vorstellen, als man bis jetzt gewohnt ist, sich Kriege vorzustellen. Wir müssen nur einmal ins Auge fassen, was die Grundlage, die eigentliche Ursache dieses Krieges ist. Diese Grundlage oder Ursache ist das Überhandnehmen des Egoismus, der Ichsucht, der Selbstheit der Menschen.
Und wir sind ja nunmehr in unseren Betrachtungen so weit fortgeschritten, dass wir gesehen haben, welch zweischneidiges, scharfes Schwert dieses Ich des Menschen ist.
Wer nicht begreift, dass dieses Ich ein zweischneidiges Schwert ist, der wird kaum den ganzen Sinn der Menschheits- und Weltenentwickelung verstehen. Auf der einen Seite ist dieses Ich die Ursache dessen, dass die Menschen in sich selbst sich verhärten, dass sie alles, was ihnen zur Verfügung stehen kann
an äußeren Dingen und inneren Gütern, in den Dienst dieses ihres Ichs einbeziehen wollen. Es ist dieses Ich die Ursache, dass sich alle Wünsche des Menschen darauf richten, dieses Ich als solches zu befriedigen. Wie dieses Ich danach strebt, einen Teil des gemeinsamen Erdenbesitzes an sich heranzubringen als sein Eigentum, wie dieses Ich danach strebt, aus seinem Gebiete alle anderen Iche hinwegzutreiben, sie zu bekriegen, zu bekämpfen: das ist die eine Seite des Ichs.Aber auf der anderen Seite dürfen wir nicht vergessen, dass dieses Ich zugleich dasjenige ist, was dem Menschen seine Selbständigkeit, seine innere Freiheit gibt, was den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes erhöht. In diesem Ich ist seine Würde begründet. Es ist die Anlage zum Göttlichen im Menschen.
Dieser Ich-Begriff macht vielen Menschen Schwierigkeit. Es ist uns ja klar geworden, dass sich das Ich des Menschen herausentwickelt hat aus einer Gruppenseelenhaftigkeit, aus einer Art umfassenden All-Ichs, aus dem es sich
herausdifferenziert hat. Unrichtig wäre es, wenn der Mensch wieder das Verlangen haben würde, mit seinem Ich unterzugehen in irgendein Allbewusstsein, in irgendein Gesamtbewusstsein. Alles, was den Menschen streben lässt, sein Ich zu verlieren, mit ihm aufzugehen in ein Allbewusstsein, ist ein Erzeugnis der Schwäche.Nur der allein versteht das Ich, der da weiss, dass, nachdem er sich dieses Ich errungen hat im Laufe der kosmischen Entwickelung, es nunmehr unverlierbar ist, und der Mensch muss vor allen Dingen nach der starken Kraft streben, wenn er die Weltenmission versteht, dieses Ich immer innerlicher, immer göttlicher zu machen.
Die wahren Anthroposophen haben nichts von jener Phrase in sich, die da immer wieder betont das Aufgehen des Ichs in einem All-Ich, das Zusammenschmelzen in irgendeinen Urbrei. Die wahre anthroposophische Weltanschauung kann nur als Endziel die Gemeinschaft der selbständig und frei gewordenen Iche, der individuell gewordenen Iche hinstellen. Das ist ja gerade die Erdenmission, die sich durch die Liebe ausdrückt, dass das Ich dem Ich frei gegenüberstehen lernt.
Keine Liebe ist vollkommen, die hervorgeht aus Zwang, aus dem Zusammengekettetsein. Einzig und allein dann, wenn jedes Ich so frei und selbständig ist, dass es auch nicht lieben kann, ist seine Liebe eine völlig freie Gabe.
Das ist sozusagen der göttliche Weltenplan, dieses Ich so selbständig zu machen, dass es aus Freiheit selbst dem Gott die Liebe als ein individuelles Wesen entgegenbringen kann.
Es würde heißen, die Menschen an Fäden der Abhängigkeit führen, wenn sie irgendwie zur Liebe, wenn auch nur im entferntesten, gezwungen werden könnten.
So wird das Ich das Unterpfand sein des höchsten Zieles des Menschen. So ist es aber zu gleicher Zeit, wenn es nicht die Liebe findet, wenn es sich in sich verhärtet, der Verführer, der ihn in den Abgrund stürzt. Dann ist es dasjenige, was die Menschen voneinander trennt, was sie aufruft zum großen Krieg aller gegen alle, nicht nur zum Krieg der Völker gegen die Völker – denn der Volksbegriff wird dann gar nicht mehr die Bedeutung haben, die er heute hat -, sondern zum Kriege des einzelnen gegen den einzelnen auf den mannigfaltigsten Gebieten des Lebens, zum Kriege der Stände gegen die Stände, der Kasten gegen die Kasten, der Geschlechter gegen die Geschlechter. Auf allen Gebieten des Lebens wird also das Ich zum Zankapfel werden, und daher dürfen wir sagen, dass das Ich auf der einen Seite zum Höchsten und auf der anderen zum Tiefsten führen kann. Deshalb ist es ein scharfes, zweischneidiges Schwert.
Und derjenige, der da den Menschen gebracht hat das volle Ich-Bewusstsein, der Christus Jesus, er wird, wie wir gesehen haben, symbolisch in unserer Apokalypse mit Recht dargestellt als derjenige, der das scharfe, zweischneidige Schwert im Munde hat.
Wir haben es ja als hohe Errungenschaft des Menschen hingestellt, dass er zu diesem freien Ich-Begriff gerade durch das Christentum hat aufsteigen können. Der Christus Jesus hat dieses Ich in vollem Umfange gebracht. Daher muss dieses Ich gerade durch das scharfe, zweischneidige Schwert ausgedrückt werden, das Sie aus dem einen unserer Siegel kennen.
Und dass dieses scharfe, zweischneidige Schwert aus dem Munde des Menschensohnes geht, das ist wieder begreiflich, denn als der Mensch mit vollem Bewusstsein aussprechen gelernt hat das Ich, da war es ihm gegeben, auf das Höchste hinaufzusteigen, in das Tiefste hinunterzusinken. Das scharfe, zweischneidige Schwert ist eines der wichtigsten Symbole, die uns in der Apokalypse entgegentreten. (Erstes Siegel.)
Rudolf Steiner, die Apokalypse des Johannes, achter Vortrag, 25. Juni 1908, 104.pdf (byu.edu)