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Soziale Dreigliederung und Wirtschaftsleben
Sie haben das Wirtschaftsleben, das wegen der Erdentwickelung durch sich selbst fortwährend für den Verfall reif ist, so brauchen Sie dagegen das fortwährende heilende innere Geistesleben. Das ist ein innerer Zusammenhang. Es hängt mit einer gesunden Kosmogonie zusammen, dass wir ein selbständiges Geistesleben bekommen.
Und ohne selbständiges Geistesleben, das eine fortwährende Heilweisheit ist neben dem fortwährend mit der Tendenz zum Verfall ausgerüsteten Wirtschaftsleben, kommt die Menschheit nicht vorwärts. Denn Torheit ist es, das Wirtschaftsleben aus sich selber regenerieren zu wollen. Man muss die Heilkraft in einem selbständigen Geistesleben neben dieses Wirtschaftsleben hinstellen, und beide müssen überbrückt werden durch das neutrale Rechtsleben.
Rudolf Steiner (GA 191, S. 118)
Die Notwendigkeit der Assoziationen im Wirtschaftsleben
Der Mensch weiß gewissermaßen als Einzelner nichts über das Wirtschaftsleben und seine Notwendigkeiten durch etwas anderes als durch seine Bedürfnisse; er weiß, dass er in einem gewissen Maße essen und trinken muss, er hat einzelne individuelle Bedürfnisse, aber diese haben nur eine Bedeutung für ihn selbst.
Was ein Mensch geistig produziert, hat für alle anderen eine Bedeutung; was er geistig produziert, ist in der Tat von vornherein von sozialer Bedeutung. Die Bedürfnisse, die ein Mensch hat, und um derentwillen er wünschen muss, dass es ein Wirtschaftsleben gibt, haben nur für ihn Bedeutung.
Er könnte wirtschaftlich nur wissen, wie er für sich selber zu sorgen hat. Das liefert aber durchaus in keiner Weise irgendwie einen sozialen Maßstab, nirgends die Grundlage für ein soziales Urteil. Denn es wird einfach ausgeschlossen, was im sozialen Leben wirken soll, wenn man nur einen Maßstab hat für das, was man braucht.
Daher lässt sich auf jene Erkenntnis, die aus den eigenen Bedürfnissen genommen ist, niemals ein soziales Urteil aufbauen. Der einzelne Mensch hat keinen Boden für ein soziales Urteil. Wenn er aus dem, was er als einzelner Mensch ist, heraus handelt, also einfach auf seine Bedürfnisse Rücksicht nimmt, dann seinen Verstand und seine Fähigkeiten anwendet, jetzt nicht, um irgendetwas für die Allgemeinheit zu produzieren, wie im Geistesleben, sondern um seine Bedürfnisse zu befriedigen, so wirkt er unter allen Umständen als ein antisoziales Wesen.
Das ist es auch, warum alle Gescheitheit nichts hilft, wenn es sich um wirtschaftliche Urteile handelt. Man irrt als einzelner Mensch, wenn man aus dem individuellen Urteilen heraus wirtschaftlich handeln will.
Daraus ergibt sich mit apodiktischer Sicherheit die Notwendigkeit der Assoziationen. Nur dadurch, dass Menschen, die in den verschiedensten Zweigen und Elementen drinnenstehen, sich assoziieren, und das, was der eine weiß auf dem einen Gebiet dadurch, dass er nicht seine Bedürfnisse kennenlernt, sondern diejenigen der anderen, mit denen er es zu tun hat, ergänzt und erweitert wird durch dasjenige, was ein anderer weiß, nur dadurch entsteht ein gemeinsames Urteil, das dann in wirtschaftliches Handeln übergehen und zu einer sozialen Gesundung führen kann. Es gibt gar keine Möglichkeit, zu entgehen der Notwendigkeit der Assoziation.
Rudolf Steiner (GA 338, S. 164f.)
Es genügt nicht, dass der Mensch als einzelner einem andern einzeln gegenübersteht, Wo der Mensch der Gesamtheit als einzelner gegenübersteht, da ist es notwendig, dass sich Assoziationen bilden, dass die Urteile durch Assoziieren von einzelnen Personen gebildet werden, dass also Personen ihre Erfahrungen zusammentragen und dass Taten, Werke hervorgehen aus den Assoziationen, nicht aus den einzelnen Persönlichkeiten.
Wir werden da auf ein Leben verwiesen, wo der einzelne für sich nichts vermag, sondern wo er nur etwas vermag, wenn er in einer Assoziation drinnen steht und eine Assoziation wiederum in Wechselwirkung tritt mit einer anderen Assoziation.
Rudolf Steiner (GA 199, S. 214)